Bericht aus dem Knast: Andre Fürst über Hexenjagd und der Schweizer Volksabstimmung zu Cannabis

Hier ein Brief aus dem Knast:

Hallo Hänflinge,

Nun bin ich schon den sechsten Monat im Strafvollzug und werde es nicht müde an unsere guten Pflanzen zu glauben.
Ich bin besonders Glücklich zu Hören, dass Aktivisten in ganz Europa mit viel Fantasie spitzen Aktionen für mich starten. Mit diesem Brief möchte ich allen danken.

Die erste Wiener Tagung der ENCOD gegen den UNODC “War on Drugs” ist ein wichtiges Zeichen gewesen. Direkt vor der Türe der Kriegstreiber.
Auch wenn ich diesmal nicht dabei sein konnte freue ich mich auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.

Die Zeit hier geht gut voran. Auf Englisch habe ich schon sechse kleine Bücher gelesen und am Sprach-Kurs habe ich auch gearbeitet. Mit der Informatik geht es leider nur schleppend voran weil die ganzen PC’s zur Kontrolle eingezogen wurden und ich nur noch das halbe Material zurückerhalten habe. Meine Anfängerübungen auf den Trommeln haben nicht immer allen gefallen aber ich glaube es hört sich schon langsam nach Musik an. Keine Angst, es geht ja noch eine Weile bis ihr eine Kostprobe davon hören müsst. Zur Zeit warte ich vor allem auf eine Einerzelle, dann kann ich ungestörter lernen und die Ruhe zum meditieren finden.

Juristische Hexenjagd in Freiburg.
Meine Konten wurden schon vor Jahren gesperrt. Dann wurde ich auf Verdacht hin in Haft genommen, damit wurde mir verunmöglicht, dass ich meinen Verpflichtungen nachkommen konnte. Mein Hanf-Feld wurde am Tag der legalen Ernte vernichtet, unter dem Vorwand ich könne daraus illegale Produkte herstellen obschon die Kontrolle der Polizei zugesagt war und ich mich immer noch in Untersuchungs-Haft befand. Damit sollte sicher verhindert werden, dass ich mit legalen Produkten doch noch meine Rechnungen zahlen könnte. Jetzt, ein paar Monate später kommt von demselben Untersuchungsrichter eine Strafanzeige wegen Unterschlagung von Sozialversicherungsgelder (AHV-AVS) die ich bis heute nicht bezahlt habe. Logisch, ich wurde ja auch daran gehindert meine Rechnungen zu bezahlen. Die Untersuchungen, die gegen mich laufen, wurden entsprechend ausgeweitet. Endlich ein konkreter Anklagepunkt.
Schon bei meinem letzten Urteil, hatte das Gericht einzig auf Grund des von mir erwirtschafteten Umsatzes und der Tatsache, dass ich Prävention betrieb, den Tatbestand eines Vergehens gegen das BetmG als erfüllt erachtet.
Das die gesamte Kantonale Gerichtsbarkeit wegen illegalen Absprachen in einem ähnlichen Fall in den Ausstand treten musste unterstreicht die Willkür der Strafe. Dies hinderte auch die höchsten Gerichte nicht daran, alle Beweisanträge meinerseits abzuweisen. Es soll ja Rechtsbeugung erwirt werden und nicht Menschenrecht.

Es herrscht Krieg gegen Drogen in unserem Land.
Jedes Jahr werden in der Schweiz Menschen ihrer Freiheit beraubt, festgenommen, vor allem die jungen von der Polizei sogar ausgezogen und überall beguckt. 50.000 werden dieses Jahr Gerichtlich verurteilt (doppelt soviele wie im Jahr 2000). Markiert mit dem Judenstern der Drogenbenutzer, sozial degradiert, viele in den Knast geworfen, eingesperrt wie Vieh behandelt.

Ein Gebaren wie in einem Polizeistaat. Heute genügt es Pflanzen zu bevorzugen, um an den Rand der Gesellschaft gestellt, gefangen gehalten, beurteilt, geurteilt, verurteilt, verbannt zu werden. Wir sind immer noch nicht weiter als der Hexenwahn.
Die Rechnung aber lieber Steuerzahler, ist für Sie aber mehrfach bitter. Alleine die Strafverfolgung kostet im Jahre 2000, 500Mio. sFr.! Geld das den Sozialwerken nicht zur Verfügung steht. Der Strafvollzug kostet sicher noch einmal doppelt soviel und fördert die kriminelle Ausbildung. Die Gefangenen Väter und Ehemänner können nicht mehr für ihre Familien aufkommen, die Gesellschaft veramt, das Sozialamt bezahlt.
Der Krieg gegen Drogen hat der Unterwelt diesen lukrativen Markt geschaffen. Millarden, Steuerfrei, für die Ökonomie der Kriminalität mit jährlichen Zuwachsraten von denen “legale” Geschäfte nur Träumen. Die Prohibition nützt den Händlern, bildet die Grundlage für den Schwarzmarkt und ermöglicht eine schamlose Ausbeutung von Konsumierenden. Durch das schwingen der Moralkeule werden die Strassen unsicher gemacht und der Bürger reagiert verängstigt. Die Vision einer Gesellschaft ohne illegale Drogen kann nicht einmal ein totalitäres Regime erwirken und wenn, dann nur durch die Kontrolle des Marktes wie beim Alkohol.

Im Parlament wurde nun unsere Bürgerinitiative (Cannabis, Produktion und Handel) von den Räten, dem Volk zur Ablehnung empfohlen. Es kommt jetzt also zu einer Volksabstimmung.
Vom Schweizer Parlament gibt es aber auch eine gute Nachricht zu verzeichnen, das Gesetz für die Medizinsche Abgabe wurde im März endlich angenommen. Ein Referendum von Rechtsaussen-Parteien (SVP und EDU) wurde bereits angesagt.

Hanfige Grüße,
Andre Fürst

Gorgier 1.4.2008

Seine Webseite: www.hanf-info.ch

Kontakt zu Andre Fürst über seine Familie: info(at)hanf-info.ch

Andre wurde zu 29 Monaten Haft veruteilt wegen unklaren Rechnungen aus dem Jahre 1998 und – je nach Labortest zwischen legal und illegalen schwankenden – THC Gehalten der Hanfblumen.

Veröffentlicht in Allgemeines und verschlagwortet mit , , , , , , , , .